Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2166

Symposium des Feuerlein Centrums für Translationale Suchtmedizin (S29), ID 2166

Vergleich zwischen Lorazepam und Diazepam in der Behandlung des Alkoholentzugssyndroms unter Berücksichtigung der CIWA-Ar Alkoholentzugsskala

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Dominik Ricken (Zentralinstitut für Seelische Gesundheit), Sabine Hoffmann (Zentralinstitut für Seelische Gesundheit), Anne Koopmann (Zentralinstitut für Seelische Gesundheit), Falk Kiefer (Zentralinstitut für Seelische Gesundheit)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Etwa 3% der erwachsenen deutschen Bevölkerung erfüllen die Kriterien für eine Alkoholabhängigkeit. Die stationäre Behandlung des Alkoholentzugssyndroms stellt eine der häufigsten Krankenhaus-Entlassdiagnosen in Deutschland dar. Dies macht eine evidenzbasierte Durchführung der Überwachung und der Medikationsvergabe im Entzug zwingend erforderlich. Ein hierfür gut etabliertes Monitoringinstrument stellt die Revised Clinical Institute Withdrawal Assessment for Alcohol Scale (CIWA-Ar) dar, welches insbesondere im Rahmen einer symptomorientierten Vergabe der entzugsdämpfenden Medikation zur Anwendung kommen kann. In dieser retrospektiven Analyse wurden die einzelnen Items des CIWA-Ar hinsichtlich ihrer Relevanz für die Dosierung der entzugsdämpfenden Medikation mit Diazepam bzw. Lorazepam untersucht.

Methoden
Es wurden Daten von 713 alkoholabhängigen PatientInnen mit unterschiedlichen psychischen und körperlichen Komorbiditäten welche mit Lorazepam bzw. Diazepam entgiftet wurden, ausgewertet. Dabei wurde auch der Einfluss früherer Entzugskomplikationen, des Geschlechts, wiederholter stationärer Behandlungen und der Dauer des Entzugssyndroms betrachtet.

Ergebnisse
Tremor, Übelkeit und Schwitzen hatten den stärksten Einfluss auf die Dosierung der Benzodiazepine. Psychische Komorbiditäten wie affektive Störungen führten zu höheren CIWA-Ar-Werten, beeinflussten jedoch die Medikamentendosierung nicht signifikant. Frühere Entzugskomplikationen erhöhten die Symptomschwere, ohne die Dosierung direkt zu beeinflussen. Frauen zeigten im Durchschnitt mehr Entzugssymptome. Mehrfache stationäre Behandlungen waren mit schwereren Symptomen verbunden. Die Lorazepam-Gruppe zeigte insgesamt geringere Entzugssymptome im Vergleich zur Diazepam-Gruppe, insbesondere in den ersten 24 Stunden.

Diskussion und Schlussfolgerung
Das Ergebnis unterstreicht die Bedeutung der CIWA-Ar Skala bei der symptomorientierten Medikationsgabe im Alkoholentzug und bestätigt die sichere Anwendung von Lorazepam bei der Behandlung des Alkoholentzugssyndroms, wobei dies im Vergleich zu Diazepam Vorteile zu bieten scheint, insbesondere bei älteren PatientInnen oder bei eingeschränkter Leberfunktion.

Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Ricken, D., Hoffmann, S., Koopmann, A., & Kiefer, F. (2025). Vergleich zwischen Lorazepam und Diazepam in der Behandlung des Alkoholentzugssyndroms unter Berücksichtigung der CIWA-Ar Alkoholentzugsskala. Deutscher Suchtkongress, 2(1), 2166. https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2166