Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2162

Symposium des Feuerlein Centrums für Translationale Suchtmedizin (S29), ID 2162

Effekte der ambulanten supervidierten Disulfiramvergabe auf die Rückfallwahrscheinlichkeit von PatientInnen mit einer Alkoholabhängigkeit

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Alisa Riegler (Zentralinstitut für Seelische Gesundheit), Sabine Hoffmann (Zentralinstitut für Seelische Gesundheit), Jean Keller (Psychiatrisches Zentrum Nordbaden), Isabel Ardern (Zentralinstitut für Seelische Gesundheit), Tobias Link (Psychiatrisches Zentrum Nordbaden), Yvonne Krisam (Zentralinstitut für Seelische Gesundheit), Falk Kiefer (Zentralinstitut für Seelische Gesundheit), Anne Koopmann (Zentralinstitut für Seelische Gesundheit)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Alkoholbezogene Störungen (F10.X) sind in Deutschland eine der häufigsten Diagnosen bei Krankenhausbehandlungen und verursachen jährlich etwa 10 Milliarden Euro direkte Kosten. Die Behandlung umfasst Entgiftung, Entzugsbehandlung, Rehabilitationsmaßnahmen und medikamentöse Rückfallprophylaxe. Disulfiram, ein aversiver Wirkstoff, wird zur Rückfallprävention eingesetzt. Ziel der retrospektiven Analyse war es, die therapeutischen Bedürfnisse von PatientInnen in der ambulanten Disulfirambehandlung sowie Prädiktoren für eine erfolgreiche Therapie zu ermitteln.

Methoden
Untersucht wurden 76 männliche und 25 weibliche alkoholabhängige PatientInnen (Durchschnittsalter: 43,98 ± 8,48 Jahre), die an der supervidierten Disulfiramvergabe teilnahmen. Die Auswirkungen der wöchentlichen Behandlungsdauer auf den Therapieerfolg wurden durch einfaktorielle Varianzanalysen ermittelt. Multiple lineare Modelle identifizierten Prädiktoren für Rückfälle.

Ergebnisse
Die Analyse zeigte, dass bei einer Behandlungszeit von 45 Minuten pro Woche (aufgeteilt in drei Sitzungen à 15 Minuten) die geringste Rückfallrate auftrat (p = 0,011). Disulfiram war besonders für PatientInnen mit mehreren Rehabilitationsbehandlungen effektiv (p = 0,029). Weitere signifikante Einflussfaktoren für die Rückfallrate waren die wöchentliche Behandlungsdauer (b = -4,695; p = 0,012) und die Anzahl vorheriger Rehabilitationsmaßnahmen (b = 4,298; p = 0,013). Eine längere Behandlungsdauer war mit weniger Rückfällen assoziiert, während mehr Rehabilitationsmaßnahmen mit höheren Rückfallraten verbunden waren. Zudem wurde eine Interaktion zwischen Behandlungsdauer und Alter festgestellt (b = 4,148; p = 0,004). Dies deutet darauf hin, dass sich der Effekt der Behandlungsdauer mit zunehmendem Alter verändert. Ältere PatientInnen profitierten weniger von einer längeren Behandlungsdauer, während jüngere PatientInnen bessere Ergebnisse zeigten.

Diskussion und Schlussfolgerung
Die supervidierte Disulfiramvergabe stellt eine wertvolle Methode in der Behandlung von Alkoholabhängigkeit dar, besonders für PatientInnen mit mehreren gescheiterten Rehabilitationsversuchen. Optimale Therapieergebnisse werden durch eine Kombination aus Medikamentenüberwachung, psychosozialer Unterstützung und individueller Anpassung der Behandlungsintensität erreicht.

Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Riegler, A., Hoffmann, S., Keller, J., Ardern, I., Link, T., Krisam, Y., … Koopmann, A. (2025). Effekte der ambulanten supervidierten Disulfiramvergabe auf die Rückfallwahrscheinlichkeit von PatientInnen mit einer Alkoholabhängigkeit. Deutscher Suchtkongress, 2(1), 2162. https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2162