Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2156

Interdisziplinäre Perspektiven auf Drug Checking - Ergebnisse eines Nürnberger Forschungsprojekts (S30), ID 2156

Drug Checking in der internationalen Forschung: Ein Scoping Review zu Auswirkungen und zur Implementierungspraxis

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Johanna Berger (Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm), Christian Ghanem (Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Hintergrund und Fragestellung:
Die zunehmende Verbreitung hochpotenter und verunreinigter Substanzen auf dem illegalen Drogenmarkt stellt eine wachsende Herausforderung für Prävention und Suchthilfe dar. Insbesondere die Beimischung neuartiger psychoaktiver Substanzen (NPS) erhöht das Risiko schwerer gesundheitlicher Komplikationen. Vor diesem Hintergrund rückt Drug Checking (DC) zunehmend in den Fokus des Gesundheitswesens als Reaktion auf drogenbedingte Schäden. DC, die chemische Analyse psychoaktiver Substanzen, ermöglicht es, Konsumierende aufzuklären, Gesundheitsgefahren zu reduzieren und Konsumpraktiken positiv zu beeinflussen. Trotz wachsender internationaler Praxis ist der Wissensstand zu konkreten Wirkmechanismen und Erfolgsbedingungen bislang begrenzt. Das Projekt „EviDriN“ adressiert diese Forschungslücke durch ein Scoping Review (ScR), das vorhandene Evidenz zu präventiven Effekten in Bezug auf Drogennotfälle und Überdosen sowie Implementierungsbedingungen von DC-Angeboten systematisch aufarbeitet.

Methoden
Methoden:
Die systematische Literaturrecherche wurde in fünf wissenschaftlichen Datenbanken (PubMed, Scopus, PsychInfo, CINAHL, Web of Science Core Collection) durchgeführt. Ergänzend wurde eine rückwärtsgerichtete Zitationssuche und eine Handsuche mit der Meta-Suchmaschine “BASE” vorgenommen. Berücksichtigung fanden deutsch- und englischsprachige Publikationen seit 1990 mit Primärdaten, systematische und ScRs, literaturbasierte Arbeiten sowie graue Literatur mit Primärdatenbezug.

Ergebnisse
Ergebnisse:
Die noch laufende Analyse zeigt, dass DC-Programme sowohl in stationären als auch in mobilen Settings umgesetzt werden und insbesondere in Europa, Nordamerika und Ozeanien verbreitet sind. Erste empirische Befunde deuten darauf hin, dass DC zur Reduktion von Drogennotfällen und Überdosen beitragen kann und damit einen positiven Effekt auf das Gesundheitssystem entfaltet. Als zentrale Gelingensbedingungen für die Implementierung wurden unter anderem klare rechtliche Rahmenbedingungen, Privatsphäre und Anonymität, niedrigschwellige Zugangsmöglichkeiten sowie eine nachhaltige Finanzierungsgrundlage identifiziert.

Diskussion und Schlussfolgerung
Diskussion und Schlussfolgerung: Als Instrument der Schadensminderung zeigt DC vielversprechendes Potenzial. Eine erfolgreiche Implementierung erfordert rechtliche Klarheit und lokal angepasste, multifaktorielle Strategien. Weitere Forschung ist notwendig, um die Auswirkungen auf das Gesundheitssystem systematisch zu erfassen und langfristig zu evaluieren. §10b BtMG bietet Möglichkeiten zur strukturellen Verankerung von DC in der Suchthilfe und zur Entwicklung einer modernen, evidenzbasierten Drogenpolitik.

Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung:  Das Scoping Review ist im Zuge des Projekts „EviDriN – Evidenbasiertes Drug Checking in Nürnberg“ entstanden, das im Rahmen des DATIpilot-Programms des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird.

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Berger, J., & Ghanem, C. (2025). Drug Checking in der internationalen Forschung: Ein Scoping Review zu Auswirkungen und zur Implementierungspraxis. Deutscher Suchtkongress, 2(1), 2156. https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2156