Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2154

Familie und Sucht - Bedarfe und Strategien (S22), ID 2154

Familienzentrierte Suchtbehandlung - Welche politischen Rahmenbedingungen sind notwendig?

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Anne Koopmann (Zentralinstitut für Seelische Gesundheit)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
In Deutschland leben 1,5 bis 2,75 Millionen Kinder in suchtbelasteten Familien. Die Wechselwirkungen zwischen dem elterlichen Substanzkonsum und familiären Interaktionen sind mannigfaltig. Insbesondere bei längerfristiger Fortsetzung des elterlichen Konsums kann es bei den (mit-) betroffenen Kindern zu ausgeprägten psychischen und sozialen Folgen kommen. Dennoch kommen familienzentrierte Behandlungsansätze im suchtmedizinischen Behandlungskontext noch viel zu selten zum Einsatz.

Methoden
In diesem Vortrag soll ein Überblick über die aktuelle Versorgungssituation von suchterkrankten Eltern und deren Kindern gegenben werden und die komplexen Herausforderungen der Zusammenarbeit zwischen der Suchthilfe/dem suchtmedizinischen Versorgungssystem und der Jugendhilfe dargestellt werden. Hieraus werden Strategien zur Verbesserung der Versorgung für die betroffenen Familien abgeleitet und notwendige politische Rahmenbedingungen hierfür diskutiert.

Ergebnisse
Der Abschlussbericht der Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder psychisch und suchterkrankter Eltern aus dem Jahr 2020 sieht effiziente Ansatzpunkte zur Verbesserung der Versorgungssituation von suchterkrankten Eltern und ihren Kindern in der stärkeren Einbindung von suchtmedizinischen Kliniken, in denen die Eltern behandelt werden, in das Versorgungsnetzwerk. Hierzu scheint der Ausbau von Lotsensystemen in den Kliniken ein wichtiger Ansatzpunkt zu sein. Außerdem könnten nach Expertenmeinung kommunale Gesamtkonzepte, die die Versorgung über die Grenzen der Sozialgesetzbücher hinweg organisieren, die Situation der betroffenen Familien verbessern.

Diskussion und Schlussfolgerung
Durch eine bessere Zuweisung von suchterkrankten Eltern und ihren Kindern zu den bestehenden Hilfsangeboten und eine bessere Vernetzung der suchtmedizinischen Versorgung/ Suchthilfe mit der Jugendhilfe können die intergenerationale Weitergabe von Suchterkrankungen, das Leiden der Kinder und die Folgekosten für das Sozialsystem reduziert werden.

Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Die Autorin erhält für Projekte für Kinder psychisch und suchterkrankter Eltern Fördergelder vom Bundesministerium für Gesundheit, vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden Württemberg, der Dietmar Hopp Stiftung und der Baden Württemberg Stiftung.

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Koopmann, A. (2025). Familienzentrierte Suchtbehandlung - Welche politischen Rahmenbedingungen sind notwendig?. Deutscher Suchtkongress, 2(1), 2154. https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2154