Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2145
Evaluation eines Online-Kurses zur schulischen Cannabisprävention: Ergebnisse zum Wissens- und Kompetenzerwerb von Lehr- und Fachkräften
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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Cannabisprävention ist aufgrund der besonderen Risiken gerade im Jugendalter wichtig. Die Schule als zentrale Lebenswelt kann als niedrigschwelliger Zugangsweg genutzt sowie präventionsorientiert gestaltet werden. Um schulische Suchtprävention evidenzbasiert zu fördern, sollten Lehr- und Fachkräfte im Sinne der Cannabisprävention im Umgang mit Jugendlichen sowie Cannabisvorfällen geschult werden. Hierfür wurde der asynchrone Online-Kurs „Cannabis und Schule: wissen, verstehen, handeln“ mit insgesamt 14 Wissens- und Praxismodulen entwickelt und evaluiert.
Methoden
Der Wissens- und Kompetenzerwerb der Teilnehmenden wurde auf Basis von Befragungen vor Beginn und nach Abschluss des Kurses erfasst. Gruppenunterschiede wurden deskriptiv anhand verschiedener Lage- und Streumaße untersucht und in Prä-Post-Vergleichen auf Signifikanz getestet. Auch Unterschiede in der Haltung und Einstellung wurden untersucht. Die Datenerhebung erfolgte in einer bayernweiten Pilotphase von Januar bis April 2024.
Ergebnisse
Insgesamt schlossen 1003 Personen die Eingangsbefragung und 574 nach vollständiger Kursbearbeitung die Abschlussbefragung ab (Abschlussquote: 57%). Lehrkräfte machten etwa die Hälfte der Teilnehmenden aus (49%), Frauen waren stärker vertreten (72%) und 40% hatten bereits selbst einmal Cannabis konsumiert. Die Evaluationsergebnisse zeigten einen positiven Einfluss des Online-Kurses auf den Wissens- und Kompetenzerwerb der Teilnehmenden in allen untersuchten Items. Während beispielsweise zu Beginn lediglich 22% (n=219) der Teilnehmenden ihr cannabisbezogenes Wissen als „hoch“ oder „sehr hoch“ einschätzten, gaben dies nach Kursende zwei Drittel (n=385, 67%) an, wobei der Gruppenunterschied signifikant war (p<.001). Auch die empfundene Sicherheit im Umgang mit akuten Cannabisvorfällen an der Schule stieg an (p<.001). Auf die Einstellung bezüglich der Relevanz von Suchtprävention an Schulen konnten lediglich schwache positive Effekte festgestellt werden.
Diskussion und Schlussfolgerung
Die Evaluationsergebnisse zeigen, dass ein asynchroner Online-Kurs zum cannabisspezifischen Wissens- und Kompetenzerwerb bei Lehr- und Fachkräften beitragen kann. Neben dem schulischen Setting sollten zukünftig auch Bezugspersonen aus weiteren Lebenswelten von Jugendlichen, z. B. Familie oder Freizeit, sensibilisiert und aufgeklärt werden und die Potenziale des Online-Kurses entsprechend genutzt werden.
Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Die zugrunde liegende Studie/ das Projekt wurde anteilig vom Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit (BIÖG) sowie dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP) finanziell gefördert.