Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2140

Prävention, Intervention und digitale Anwendungen (Postersession 2), ID 2140

Nutzung digitaler Suchtberatung durch Betroffene, Eltern und Angehörige: Eine Auswertung bayerischer Daten der DigiSucht Plattform

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Laura Fischer (Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit), Iris Scheuberth (Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit), Nina Becker (delphi Gesellschaft für Forschung, Beratung und Projektentwicklung mbH)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Die digitale Suchtberatung auf der DigiSucht Plattform bietet niedrigschwellige und anonyme Zugänge zu qualitätsgesicherter Beratung zu suchtbezogenen Themen. Zu den Nutzergruppen zählen Betroffene, Eltern und Angehörige. Ziel dieses Beitrags ist es zu untersuchen, inwiefern sich diese Gruppen in ihren Charakteristika und dem aktivem Ratsuchen (in Form einer Chatnachricht, Terminvereinbarung und/oder Videoberatung) nach Registrierung auf der Plattform unterscheiden.

Methoden
Die Datengrundlage bilden die Registrierungen auf der DigiSucht Plattform zur digitalen Suchtberatung aus Bayern im Jahr 2024 (n=1790). Zum Beantworten der Fragestellung wurden die Variablen "Nutzergruppe", "Geschlecht", "Beratungsgrund" und "aktives Ratsuchen" deskriptiv analysiert und auf Zusammenhänge getestet.

Ergebnisse
Registrierungen erfolgten zu 62% durch Betroffene und zu 38% durch Eltern und Angehörige. Frauen machten mit 80,8% die große Mehrheit der Eltern und Angehörigen aus; Männer mit 64,8% die Mehrheit der Betroffenen. Es besteht ein statistisch signifkanter Zusammenhang zwischen Nutzergruppe und Geschlecht (Chi2(4)=374,25, p<.001, Cramer-V: 0.32), wie auch zwischen Nutzergruppe und Beratungsgrund (Chi2(4)=322,74, p<.001, Cramer-V: 0.30): Eltern registrierten sich am häufigsten aufgrund des Cannabiskonsums (33,0%) und der Mediennutzung (29,5%) ihrer Kinder. Unter den Angehörigen und Betroffenen war Alkohol (38,3% bzw. 49,6%) der häufigste Beratungsgrund zur Registrierung, gefolgt von Cannabis (17,9% bzw. 13,3%). Es bestehen keine statistisch signifikanten Zusammenhänge zwischen Nutzergruppe, Geschlecht oder Beratungsgrund hinsichtlich des aktiven Ratsuchens.

Diskussion und Schlussfolgerung
In Bayern erfolgte über die Hälfte der Registrierungen durch Frauen, was auf den hohen Frauenanteil unter den ratsuchenden Eltern und Angehörigen in ihrer Rolle als Mütter oder Partnerinnen zurückzuführen ist. Registrierungen durch Betroffene erfolgen vorwiegend durch Männer. Die Plattform erreicht Eltern und Angehörige mit ihrem anonymen und niedrigschwellig zugänglichen Angebot im Vergleich mit der ambulanten Suchtberatung vor Ort gut. Dies betont die Relevanz zielgruppenspezifischer digitaler Suchtberatung und das Potenzial einer künftig gezielteren Ansprache von Zielgruppen. Das aktive Ratsuchen scheint nicht maßgeblich von den untersuchten Charakteristika der Nutzenden geprägt zu sein.

Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Fischer, L., Scheuberth, I., & Becker, N. (2025). Nutzung digitaler Suchtberatung durch Betroffene, Eltern und Angehörige: Eine Auswertung bayerischer Daten der DigiSucht Plattform . Deutscher Suchtkongress, 2(1), 2140. https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2140