Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2136
Auswirkungen von akutem Stress auf Reizreaktivität und implizite Kognitionen bei Online-Shoppingstörung
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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Die Auswirkungen von akutem Stress auf affektive und kognitive Prozesse bei internetbezogener Shoppingstörung (ShS) wurden bislang noch nicht experimentell untersucht. Daher widmete sich diese Laborstudie dem Zusammenhang zwischen akutem Stress, Reizreaktivität und impliziten Kognitionen bei ShS.
Methoden
Frauen mit ShS (n = 63) und Frauen mit unproblematischem Online-Shopping (Kontrollgruppe, KG, n = 64) wurden randomisiert entweder einer akuten Stressbedingung (Trier Social Stress Test, TSST) oder einer Plazebobedingung (P-TSST) zugeteilt. Nach dem TSST bzw. P-TSST absolvierten alle ein Cue Reactivity Paradigma (CRP), ein DotProbe-Paradigma (DPP) und einen Impliziten Assoziationstest (IAT) mit Loginbildern von Shopping-Websites oder Logos von Shopping-Apps. Als Kontrollreize wurden Loginbilder/App-Logos sozialer Netzwerke genutzt.
Ergebnisse
Im CRP zeigte die ShS-Gruppe im Vergleich zur KG stärkere affektive Reaktionen (‚Arousal‘, ‚Urge‘, ‚Valence‘) auf alle Loginbilder, wobei sie auf die Shoppingbilder mit höherem ‚Arousal‘ und ‚Urge‘ reagierte als auf die Kontrollbilder. Beim DPP und IAT ergaben sich keine Gruppenunterschiede. Die Stressbedingung (TSST vs. P-TSST) hatte keinen Einfluss auf die Performanz in CRP, DPP und IAT. Regressionsmodelle für die ShS-Gruppe ergaben keinen Effekt von Craving auf den Zusammenhang zwischen Stressreaktion und impliziten Kognitionen.
Diskussion und Schlussfolgerung
Die Ergebnisse stehen im Einklang mit früheren Studien zu Cravingreaktionen und deuten auf eine hohe generelle Reizreaktivität bei ShS hin. Hingegen liefern sie keine Belege für die Auswirkungen von akutem Stress auf Reizreaktivität, Aufmerksamkeitsverzerrungen und implizite Assoziationen. Zukünftige Studien sollten nicht auf Frauen beschränkt bleiben und Labor- und naturalistische Studiendesigns kombinieren, um die komplexen psychologischen Mechanismen zu untersuchen, die bei ShS vermutlich relevant sind.
Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Die Arbeit aller Autor:innen, außer Christian J. Merz, erfolgte im Rahmen der DFG-Forschungsgruppe zu affektiven und kognitiven Mechanismen spezifischer Internetnutzungsstörungen (FOR2974, 411232260).