Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2133
mentalis Appstinence: Digital-gestützte Alkoholnachsorge als intersektorale Brücke
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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Nach der Behandlung in einer Suchtklinik benötigen viele Patientinnen und Patienten mit alkoholbezogenen Störungen eine kontinuierliche Weiterversorgung. Obwohl das deutsche Gesundheitssystem eine Vielzahl von Behandlungsangeboten bereithält, nimmt nur ein vergleichsweise geringer Anteil nach Abschluss eines stationären Entzugs diese auch tatsächlich in Anspruch (AWMF 2020). Dies führt zu einer signifikanten Versorgungslücke mit weitreichenden Folgen für die Betroffenen und das Gesundheitssystem. Das Rückfallrisiko ist hoch, und die Rehospitalisierungsrate liegt in den ersten Monaten nach Klinikentlassung bei 48% (Fleischmann 2017).
Methoden
Digital-gestützte Nachsorgeprogramme können eine nahtlose Fortsetzung der Behandlung ermöglichen und dazu beitragen, die in der Klinik erzielten Therapieerfolge zu stabilisieren sowie die Rehospitalisierungsrate zu reduzieren. Das Hybrid Care-Angebot von mentalis kombiniert hierfür algorithmusbasierte Therapie-Apps mit psychologischen Tele-Gesprächen und leitet Patient:innen in weiterführende Angebote der Regelversorgung.
Mit mentalis Appstinence wurde speziell ein Programm für die Alkoholnachsorge entwickelt. Nutzer:innen bearbeiten niedrigschwellige Aufgaben mit Techniken aus der Kognitiven Verhaltenstherapie sowie dem neurokognitiven Training und erlernen dadurch hilfreiche Kompetenzen im Umgang mit problematischem Alkoholkonsum.
Ergebnisse
Bereits in einer Machbarkeitsstudie zeigte sich, dass das Programm zu hoher Adhärenz sowie zur Reduktion dysfunktionaler Einstellungen, des Suchtverlangens und des Risikokonsums führte (Lukas, Blechert & Berking 2024). Erste Daten aus der Versorgungspraxis deuten zudem darauf hin, dass Appstinence die Überführungsrate in Anschlussmaßnahmen steigert und die Rehospitalisierungsrate reduziert werden kann.
Das Programm wurde zudem in einer randomisierten kontrollierten Studie evaluiert, die im Rahmen des Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert wurde („SmartAssistEntz“).
Im geplanten Vortrag werden die Ergebnisse vorgestellt und deren Implikationen für die Nachsorge von alkoholbezogenen Störungen diskutiert.
Diskussion und Schlussfolgerung
Die Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Kombination von Therapie-Apps mit psychologischen Tele-Gesprächen in der Nachsorge von alkoholbezogenen Störungen einen vielversprechenden Ansatz darstellt. Die Integration digital-gestützter Interventionen könnte somit ein relevanter Baustein für die Verbesserung des poststationären Suchthilfesystems sein.
Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Luca Daumenlang ist Mitarbeiter der mentalis GmbH. Die zugrunde liegende Studie „SmartAssistEntz“ wurde voll aus den Mitteln des Innovationsfonds des G-BA finanziell gefördert.