Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2126

Familie und Sucht - Bedarfe und Strategien (S22), ID 2126

Strukturelle Prävention & sektorübergreifende Zusammenarbeit zur Unterstützung von Familien mit Suchtbelastungen (EU-Projekt Make the Difference)

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Rebekka Kleinat (LWL-Koordinationsstelle Sucht)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Kinder aus Familien mit Suchtbelastungen haben ein erhöhtes Risiko für belastende Kindheitserfahrungen (ACEs), die langfristige Auswirkungen auf ihre psychische Gesundheit und Entwicklung haben können. Das EU-Projekt „Make the Difference (MTD, 2021–2023)" zielte darauf ab, den Kinderschutz durch Kooperationen zwischen Suchthilfe und Jugendhilfe in 12 EU-Ländern zu stärken. Das Folgeprojekt „Qualification Makes the Difference (2024)“ entwickelte ein sektorübergreifend anwendbares Schulungscurriculum unter Einbezug von Betroffenenperspektiven.

Methoden
Beide Projekte setzten auf praxisnahe, handlungsorientierte Interventionen. Ziel war es, Lücken in der Praxis durch Instrumente, Schulungen und Kooperation zu schließen. Im MTD-Projekt erarbeiteten Fachkräfte gemeinsam einen Leitfaden für die Entwicklung von Kooperationsvereinbarungen und durchliefen diesen Prozess in ihren eigenen Institutionen. Internationale Workshops förderten den Erfahrungsaustausch, Qualifizierung und das Lernen voneinander. Im zweiten Projekt wurden qualitative Daten von 64 Familien in 9 Ländern erhoben. Ein Design-Thinking-Prozess diente der Entwicklung eines modularen Curriculums, das flexibel in verschiedenen Berufsgruppen einsetzbar ist.

Ergebnisse
MTD führte zu 12 unterzeichneten Kooperationsvereinbarungen, einer internationalen Schulung von 43 Teilnehmenden aus Sucht- und Jugendhilfe und einem praxisorientierten Leitfaden zur Entwicklung von Kooperationsvereinbarungen. Zentrale Botschaften des Projektes sind: Kinderschutz hat immer Vorrang; Fachkräfte der Suchthilfe müssen Elternschaft thematisieren; Suchterkrankung und Elternschaft muss gleichzeitig bearbeitet werden; effektive Unterstützung erfordert interdisziplinäre Kooperation. Im zweiten Projekt entstand ein Schulungscurriculum (Open Source) mit Fokus auf Betroffenenperspektiven, intergenerationale Traumata, Empathie und stigmareduzierende Haltung.

Diskussion und Schlussfolgerung
Die Projektergebnisse zeigen, dass internationale Zusammenarbeit komplexe familiäre Bedarfe adressieren und ACEs vorbeugen kann – trotz Herausforderungen wie rechtlicher Unterschiede, kultureller Diversität und Stigmatisierung. Erfahrungen aus mehreren Ländern unterstreichen die Bedeutung koordinierter, einfühlsamer Ansätze mit europaweitem Skalierungspotenzial.

Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Beide Projekte wurden von der Europäischen Kommission anteilig finanziell gefördert, Make the difference im Rahmen des CERV-Programms, Qualification makes the difference im Rahmen des Erasmus+-Programms.

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Kleinat, R. (2025). Strukturelle Prävention & sektorübergreifende Zusammenarbeit zur Unterstützung von Familien mit Suchtbelastungen (EU-Projekt Make the Difference). Deutscher Suchtkongress, 2(1), 2126. https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2126