Deutscher Suchtkongress
Bd. 2 Nr. 1 (2025): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2119

Soziodemographie und Konsumverhalten (Postersession 3), ID 2119

Generationsspezifische Unterschiede im Erstsubstanzkonsum bei stationär behandelten Patient*innen der Drogenentzugsstation

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Katharina Eibl-Eibesfeldt (Klinikum Nürnberg; Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie; Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität), Franziska Fischer (Klinikum Nürnberg; Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie; Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität), Elisabeth Müller (Klinikum Nürnberg; Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie; Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität), Ekaterini Georgiadou (Klinikum Nürnberg; Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie; Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität), Thomas Hillemacher (Klinikum Nürnberg; Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie; Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Substanzabhängigkeiten sind eine gesellschaftliche und gesundheitspolitische Herausforderung. Schon seit vielen Jahren spielt in der gesundheitspolitischen Diskussion die Frage nach der Bedeutung der sogenannten Einstiegsdroge eine besondere Bedeutung.  Wir haben bei Personen, die sich 2023 in einer qualifizierten Entzugsbehandlung (von illegalen Drogen, hauptsächlich Opioide) begeben haben untersucht, welche Substanz in welchem Alter erstkonsumiert wurde und ob es Unterschiede in den verschiedenen Generationen gibt. Andere legale mögliche Einstiegssubstanzen (Alkohol und Nikotin) wurden nicht erfasst.

Methoden
Es wurden die Daten von insgesamt 178 Patient*innen retrospektiv ausgewertet. Die Gruppen Gen X (geb. 1965-1979; n=46), Gen Y (geb. 1980-1995; n=91) und Gen Z (geb. 1996-2010; n=39) wurden hinsichtlich ihrer Konsummuster verglichen. Erfasst wurden soziodemographische Variablen, die Substanz und das Alter beim Erstkonsum sowie der Lifetime-Konsum.

Ergebnisse
Der am häufigsten angegebene Lifetime-Konsum wurde in der Gen X (93,5%) und der Gen Y (85,7 %) bei Opioiden verzeichnet, in der Gen Z bei Cannabinoiden (47,4 %). Den Erstkonsum mit Cannabinoiden im minderjährigen Alter gaben signifikant häufiger die Gen Z (66,7 %) und die Gen Y (52,8 %) im Vergleich zur Gen X (43,5 %) an.

Diskussion und Schlussfolgerung
Die Ergebnisse deuten auf Unterschiede im Erstkonsumverhalten und im Lifetime-Konsum in den verschiedenen Generationen hin. Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass Erstkonsum und Lifetimekonsum in spezifischen Lebensabschnitten der Betroffenen voneinander unabhängige Konsummuster sind. Während Opioide bei älteren Generationen dominieren, sind Cannabinoide bei der Gen Z am häufigsten vertreten. Der gestiegene Erstkonsum von Cannabinoiden bei jüngeren Generationen könnte auf veränderte Verfügbarkeit und gesellschaftliche Akzeptanz hinweisen. Weitere Forschung ist notwendig, um langfristige Auswirkungen und mögliche Präventionsansätze zu evaluieren, insbesondere im Hinblick auf die nach dem Erhebungszeitraum der vorliegenden Studie eingeführte Cannabislegalisierung. Zu beachten ist dabei, dass ein noch früher Erstkonsum legaler Substanzen wie Alkohol und Nikotin im Rahmen dieser Studie nicht erfasst wurde, diesem aber oft eine hohe Bedeutung zukommt.

Interessenskonflikte sowie Erklärung zur Finanzierung
Ich bzw. die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Eibl-Eibesfeldt, K., Fischer, F., Müller, E., Georgiadou, E., & Hillemacher, T. (2025). Generationsspezifische Unterschiede im Erstsubstanzkonsum bei stationär behandelten Patient*innen der Drogenentzugsstation. Deutscher Suchtkongress, 2(1), 2119. https://doi.org/10.18416/DSK.2025.2119