Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1094

Neue Wege zur Verringerung des Substanzkonsums - Können Interventionen zur Verringerung des Substanzkonsums durch grundlegende motivierende Interventionen, die auf automatische Prozesse abzielen, unterstützt werden? (S61)

Eine randomisiert-kontrollierte Studie über die Wirksamkeit einer Kurzintervention in Kombination mit einer Mindsetinduktion zur Verringerung des Khat-Konsums unter Universitätsstudierenden in Jimma, Äthiopien

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Lucas Keller (Universität Konstanz, Konstanz), Natascha Büchele (Universität Konstanz, Konstanz), Mekdem Hassen (Kotebe University, Addis Ababa, Äthiopien), Marie-Claire Kabengele (Universität Konstanz, Konstanz), Michael Odenwald (Universität Konstanz, Konstanz)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Khatblätter enthalten das amphetaminähnliche Kathinon. Am Horn von Afrika werden sie täglich von mehr als 10 Millionen Menschen konsumiert. Khat ist die Hauptproblemsubstanz in mehreren Ländern dieser Region. Exzessiver Khatkonsum ist mit der Entwicklung eines Abhängigkeitssyndroms und anderen psychischen und somatischen Störungen assoziiert. Gegenwärtig gibt es keine Präventionsprogramme. Wir berichten von einer Präventionsstudie mit Studierenden aus Äthiopien, wobei eine Kurzintervention (BI) mit einer impliziten Intervention kombiniert wurde.


Methoden
In einem RCT wurden 322 Khat konsumierende Studierende mit bestehender Abstinenzmotivation in einem 2*2*2-Design untersucht: Teilnehmende wurden zufällig einer von zwei Behandlungsbedingungen zugeteilt, sofortige vs. spätere BI (Interventionsgruppe vs. Wartelistenkontrollgruppe). Teilnehmende beider Bedingungen wurden der Induktion eines implemental vs. eines deliverative Mindsets (vor BI) zugeteilt. Der Zeitfaktor beinhaltete zwei Erhebungen (Prä-BI und zwei Wochen Post-BI). Khatkonsum wurde mit der Timeline Follow-Back-Methode erhoben, zudem Veränderungsmotivation und komorbide psychische Symptome. Daten wurden mit linearen mixed-effect models analysiert.


Ergebnisse
Daten von 292 Teilnehmenden konnten in die finale Analyse aufgenommen werden. Der Mindset-Effekt war messbar aber erreichte keine statistische Signifikanz. Die Interventionsgruppe zeigte im Vergleich zur Kontrollgruppe eine signifikant größere Reduktion der Wahrscheinlichkeit, Khat zu konsumieren (p = .04). Die Haupteffekte von psychischer Symptombelastung und Veränderungsmotivation trugen ebenfalls zur Vorhersage der Veränderungen des Khatkonsums bei (ps < .005).


Diskussion und Schlussfolgerung
Wir berichten die erste Studie, die eine BI mit einer Mindset-Induktion zur Reduktion von Khatkonsum kombinierte. Wegen der angespannten politischen Lage vor Ort waren wir mit unvorhergesehenen Organisationsproblemen konfrontiert und mussten den Beobachtungszeitraum verkürzen. Die Studie zeigte, dass im äthiopischen Kontext implizite motivierende Interventionen machbar sind, und ihr mögliches Potenzial, BIs zu unterstützen. Weitere Studien sind erforderlich.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: Promotionsstipendium des KAAD, Universität Konstanz (AFF)

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Keller, L., Büchele, N., Hassen, M., Kabengele, M.-C., & Odenwald, M. (2023). Eine randomisiert-kontrollierte Studie über die Wirksamkeit einer Kurzintervention in Kombination mit einer Mindsetinduktion zur Verringerung des Khat-Konsums unter Universitätsstudierenden in Jimma, Äthiopien. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1094