Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1091

Versorgung alkoholbezogener Probleme in Deutschland (S60)

Veränderungen in der alkoholspezifischen Krankheitslast während der COVID-19-Pandemie in Deutschland: eine Zeitreihenanalyse

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Bernd Schulte (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg), Carolin Kilian (CAMH Centre for Addiction and Mental Health, Toronto, Kanada), Ingo Schäfer (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg), Marielle Wirth (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg), Jakob Manthey (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Die COVID-19-Pandemie ging mit Veränderungen des Alkoholkonsums und des Zugangs zur Gesundheitsversorgung einher. In diesem Beitrag quantifizieren wir die Veränderungen der alkoholspezifischen Mortalität und der alkoholspezifischen Hospitalisierungen für Deutschland, die mit Beginn der COVID-19-Pandemie im März 2020 beobachtet werden konnten.


Methoden
Datengrundlagen bilden monatliche Statistiken zu den Todesfällen und Krankenhausentlassungen zwischen Januar 2013 und Dezember 2020 (n = 96 Monate). Alkoholspezifische Diagnosen (ICD-10-Codes: F10.X; G31.2, G62.1, G72.1, I42.6, K29.2, K70.X, K85.2, K86.0, Q86.0, T51 .X) wurden unterteilt, um akute und chronische Schäden durch Alkoholkonsum widerzuspiegeln. Veränderungen in der alkoholspezifischen Todesfall- und DRG-Statistik wurden mittels geschlechtsstratifizierter Zeitreihenanalysen unter Verwendung verallgemeinerter additiver gemischter Modelle für die Bevölkerung im Alter von 45 bis 74 Jahren quantifiziert. Unmittelbare und kumulative Änderungen wurden berücksichtigt.


Ergebnisse
Ab März 2020 konnte ein sofortiger Anstieg der alkoholspezifischen Sterblichkeit bei Frauen, aber nicht bei Männern, beobachtet werden. Zwischen März 2019-2020 und März 2020-2021 ist die alkoholspezifische Sterblichkeit bei Frauen um geschätzt 10,8 % gestiegen. Bei akuten alkoholspezifischen Erkrankungen sank die Gesamtzahl der Krankenhausentlassungen um 21,4 % bei Frauen bzw. 25,1 % bei Männern. Bei chronischen alkoholspezifischen Erkrankungen sank die Gesamtzahl der Krankenhausentlassungen um 7,4 % bzw. 8,1 % bei Frauen bzw. Männern.


Diskussion und Schlussfolgerung
Erhöhter Konsum bei Menschen mit starkem Trinkverhalten und eine verringerte Inanspruchnahme suchtspezifischer Gesundheitsleistungen während der Pandemie könnten Erklärungsansätze für die erhöhte alkoholspezifische Sterblichkeit sein. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung von gesicherten Zugängen zu suchtspezifischen Angeboten in Zeiten von gesundheitlichen Krisen, wie der COVID-19-Pandemie.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: Innovationsfondsprojekt des G-BA (Förderkennzeichen 01VSF21029)

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Schulte, B., Kilian, C., Schäfer, I., Wirth, M., & Manthey, J. (2023). Veränderungen in der alkoholspezifischen Krankheitslast während der COVID-19-Pandemie in Deutschland: eine Zeitreihenanalyse. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1091