Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1078

Vielfalt in der Suchthilfe: Perspektiven aus der Dachgesellschaft (S57)

Stigmatisierende Einstellungen gegenüber Menschen mit Alkoholkonsumstörungen bei Medizinstudierenden

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Hans-Jürgen Rumpf (Universität zu Lübeck, Lübeck), Hannah Schmidt (Universität zu Lübeck, Lübeck), Gallus Bischof (Universität zu Lübeck, Lübeck), Anja Bischof (Universität zu Lübeck, Lübeck), Georg Schomerus (Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Ärzt:innen in der medizinischen Basisversorgung wird eine Schlüsselstellung in der Frühintervention und Zuweisung in das Suchthilfesystem zugeschrieben. Die Evidenz weist Interventionen bei Haus- und Allgemeinärzt:innen in Bezug auf riskanten oder problematischen Alkoholkonsum als wirksam aus. Gleichzeitig werden diese Ansätze nur selten in die Praxis umgesetzt. Neben strukturellen Hürden könnten auch Einstellungen von Ärzt:innen einen Hinderungsgrund darstellen. Bereits im Medizinstudium wären Maßnahmen sinnvoll hier entgegenzuwirken. Untersucht wird, ob Medizinstudierende stigmatisierende Einstellungen gegenüber Menschen mit Alkoholkonsumstörungen aufweisen.


Methoden
In einem Online-Sample bei 2.253 Medizinstudierenden aller Bundesländer Deutschlands wurde erfragt, bei welchen Erkrankungen am ehesten Einsparungen vorgenommen werden sollten, falls dies im Gesundheitsversorgungssystem notwendig sei. Unter den vorgegebenen Optionen befanden sich sowohl somatische (Herzinfarkt, Diabetes, AIDS) wie auch psychische Erkrankungen (Depression, Schizophrenie) und es sollten jeweils drei Störungen ausgewählt werden.


Ergebnisse
In der gesamten Stichprobe sprachen sich die weitaus meisten Studierenden (78,1%) für Einsparungen bei „Alkoholismus“ aus, auf den weiteren Plätzen folgten Rheumatismus (39,5%), Diabetes (39,0%), Alzheimer Demenz (28,2%), Schizophrenie (27,9%), AIDS (27,3%), Depression (22,5%), Herzinfarkt (17,7%) und Krebs (11,0 %). Diese auf stigmatisierende Tendenzen hinweisenden Befunde blieben relativ stabil bei Betrachtung von unterschiedlichen angestrebten Fachrichtungen und galten auch für Studierende mit dem Berufsziel Psychiatrie.


Diskussion und Schlussfolgerung
Die Daten weisen darauf hin, dass unter Medizinstudierenden – unabhängig vom angestrebten Berufsziel - stigmatisierende Einstellungen bestehen, woraus sich die Notwendigkeit ergibt, bereits innerhalb des Studiums entgegenzuwirken. Vorgestellt wird eine Studie, die ein entsprechendes Programm entwickelt und auf seine Wirksamkeit überprüft.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: BMG (Förderkennzeichen: ZMI5-2523DSM20C)

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Rumpf, H.-J., Schmidt, H., Bischof, G., Bischof, A., & Schomerus, G. (2023). Stigmatisierende Einstellungen gegenüber Menschen mit Alkoholkonsumstörungen bei Medizinstudierenden. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1078