Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1066

Stationäre Entwöhnung - und danach? (S54)

Motive und Hürden der stationären Entwöhnung: Ergebnisse einer Betroffenenbefragung

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Elena Gomes de Matos (IFT Institut für Therapieforschung, München), Clara Müller (IFT Institut für Therapieforschung, München), Anne Maiwald (IFT Institut für Therapieforschung, München), Johanna K. Loy (IFT Institut für Therapieforschung, München)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Vor dem Hintergrund sinkender Antragszahlen auf stationäre Entwöhnungsbehandlung werden Hürden bei der, aber auch Motive für die Antragstellung untersucht.


Methoden
Befragt wurden n = 289 Personen mit Substanzabhängigkeit, sowohl mit als auch ohne Erfahrung einer stationären Entwöhnung. Die Rekrutierung erfolgte über Einrichtungen des Suchthilfesystems und die Selbsthilfe. Erfragt wurde, weshalb Personen eine bzw. (noch) keine Entwöhnungsbehandlung beantragt haben, und welche Schwierigkeiten sie dabei erlebten, bzw. was sie zur Beantragung motivieren würde. Auf einer 5-stufigen Likert-Skala wurde der Zustimmungsgrad zu vorgegebenen Items erfasst.


Ergebnisse
Unter Personen mit der Erfahrung einer stationären Entwöhnung war das Motiv mit der höchsten Zustimmung der Wunsch nach einem Leben ohne Suchterkrankung (? 4,5; Zustimmungsquote 91%). Auflagen des Jugendamtes oder Gerichts erhielten die geringste Zustimmung (? 1,2; Zustimmungsquote 4%). Die höchste Zustimmung bei den Hürden erhielten das Eingeständnis der Notwendigkeit der Behandlung (? 2,9; Zustimmungsquote 37%) und Unwissen, was auf die Person zukomme (? 2,9; Zustimmungsquote 34%). Personen ohne Erfahrung einer stationären Entwöhnung gaben auf die Frage, wann sie eine stationäre Entwöhnung beantragen würden, am häufigsten an, wenn sie mit ihrem Leben wegen der Suchterkrankung nicht mehr glücklich wären (? 4,2; Zustimmungsquote 80%). Die geringste Zustimmung erhielten Auflagen des Jugendamtes (? 2,4; Zustimmungsquote 30%). Als Grund für die Nichtbeantragung erhielt die stärkste Zustimmungsquote, eine solche Therapie nicht zu benötigen (? 3,9; Zustimmungsquote 69%). Als am wenigsten relevant wurden schlechter Ruf der Therapie und Demotivation durch hohe Ablehnungsquote angegeben (je ? 2,0; Zustimmungsquote 12%).


Diskussion und Schlussfolgerung
Betroffene werteten internale Hürden und Motive der Beantragung stationärer Entwöhnung allgemein als relevanter ein als externale. Dies betont die Wichtigkeit von Motivationsarbeit in der Suchthilfe.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Gomes de Matos, E., Müller, C., Maiwald, A., & Loy, J. K. (2023). Motive und Hürden der stationären Entwöhnung: Ergebnisse einer Betroffenenbefragung. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1066