Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1046

Gute Idee - Was wurde daraus? (S49)

Cue Reactivity – Fokus in Diagnostik und Therapie

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Anne Beck (HMU Health and Medical University Potsdam, Potsdam)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Alkoholkonsumstörungen sind belastende chronische Erkrankungen, die trotz massiver negativer Folgen für die Betroffenen durch hohe Rückfallquoten gekennzeichnet sind. Es wird seit langem postuliert, dass alkoholassoziierte Reize, sogenannte "Cues", Alkoholverlangen und damit Rückfallverhalten auslösen können. Dieses Phänomen kann als "Cue Reactivity" beschrieben werden. Dabei geht es vor allem um die erhöhte Aufmerksamkeitsattribution auf suchtbezogene Reize.
Im Jahr 2014 wurde eine Arbeit zur Cue Reactivity als Prädiktor für Rückfall und Abstinenz in einer Gruppe von alkoholabhängigen Patient:innen mit dem Wilhelm-Feuerlein-Preis ausgezeichnet. In dieser Studie untersuchten wir mit Hilfe der Magnetresonanztomographie, wie strukturelle und funktionelle Veränderungen im Gehirn von entgifteten alkoholabhängigen Patient:innen mit dem potenziellen Rückfallrisiko assoziiert waren.


Methoden
Ziel dieses Vortrags ist es, aufbauend auf diesem Ausgangspunkt einen aktuellen Überblick über (unsere eigenen) Befunde zur Cue Reactivity zu geben und diese als möglichen Ansatzpunkt für diagnostische sowie pharmakologische und psychotherapeutische Interventionsansätze zu diskutieren.


Ergebnisse
Cue Reactivity als biopsychische Reaktion auf suchtspezifische Reize ist ein zentrales Merkmal von Suchterkrankungen und einer der wichtigsten Auslöser für Rückfälle. Darüber hinaus gehen diese Prozesse auf neurobiologischer Ebene mit abweichenden Hirnreaktionen und funktioneller Konnektivität innerhalb dopaminerger Bahnen einher. Diese neurobiologischen Merkmale können daher wichtige Anhaltspunkte für die Identifizierung besonders rückfallgefährdeter Personen darstellen.
Dementsprechend scheint das zentrale Ziel von Interventionen die Verringerung der dysfunktional gesteigerten Anreizwirkung der suchtassoziierten Reize sowie die Abschwächung des damit verbundenen konditionierten und automatisierten Suchtverhaltens zu sein. Hier sind unter anderem die Reizexpositionstherapie (Cue Exposure Therapy) sowie pharmakologische Ansätze wie der GABA-B-Agonist Baclofen zu nennen.


Diskussion und Schlussfolgerung
Neuere Studien beschreiben Cue Reactivity sowohl als diagnostischen Marker, als wichtigen Ansatzpunkt für (psycho-)therapeutische Interventionen als auch als Marker zur Überprüfung der Wirksamkeit.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: DFG (TRR 265, Projekt-Nr.: 402170461)

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Beck, A. (2023). Cue Reactivity – Fokus in Diagnostik und Therapie. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1046