Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1000

Internetnutzungsstörungen über die Lebensspanne - Altersabhängige Besonderheiten und ihre Bedeutung für Prävention und Therapie (S37)

Prädiktoren unbehandelter Remission bei Internetnutzungsstörungen im jugendlichen und jungen Erwachsenenalter

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Hans-Jürgen Rumpf (Universität zu Lübeck, Lübeck), Laura Weber (Universität zu Lübeck, Lübeck), Dominique Brandt (Universität zu Lübeck, Lübeck), Anja Bischof (Universität zu Lübeck, Lübeck), Hannah Schmidt (Universität zu Lübeck, Lübeck), Gallus Bischof (Universität zu Lübeck, Lübeck)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Bislang vorliegende Längsschnittstudien – insbesondere bei Stichproben Jugendlicher – weisen auf sowohl Persistenz als auch Remissionen beim Vorliegen von Internetnutzungsstörungen hin. Relativ wenig ist bekannt im Hinblick auf Prädiktoren bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die eine Remission begünstigen oder erschweren. Berichtet werden retrospektive Befunde, die aus der Rekrutierung für eine Interventionsstudie stammen.


Methoden
Im Rahmen der iPIN-Studie (intervenieren bei Problematischer INternetnutzung) wurden Berufsschüler:innen im Alter von 16 bis 30 Jahren (n = 417) untersucht, die im Verlauf ihres Lebens unter einer Internetnutzungsstörung litten. Teilnehmende, die im vergangenen Jahr basierend auf modifizierten klinischen Kriterien des DSM-5 im Rahmen eines diagnostischen Interviews eine Internetnutzungsstörung aufwiesen, wurden einer Persistenzgruppe zugeteilt, während Personen ohne aktuelle Diagnose als remittiert galten. Mittels etablierter Fragebögen wurden Variablen erhoben, deren Erklärungswert zur Vorhersage einer Remission, beruhend auf einer logistischen Regressionsanalyse, ermittelt wurde.


Ergebnisse
Der Schweregrad der Störung sowie ruminatives Grübeln als maladaptive Emotionsregulationsstrategie stellten signifikante negative Remissionsprädiktoren dar. Ein ausgeprägtes Kohärenzgefühl erhöhte die Remissionswahrscheinlichkeit statistisch bedeutsam. Ferner zeichnete sich eine statistische Tendenz ab, dass Männer im Vergleich zu Frauen mit höherer Wahrscheinlichkeit remittierten. Erstmals wurde die Relevanz von Persönlichkeitsmerkmalen für die Remission von Internetnutzungsstörungen beobachtet, wobei Gewissenhaftigkeit sowie Extraversion sich als negative Prädiktoren erwiesen.


Diskussion und Schlussfolgerung
Während Gewissenhaftigkeit als Schutzfaktor für die Entwicklung von Internetnutzungsstörungen gilt, zeigte sich ein negativer Zusammenhang bei deren Remission. Auf Basis der vorliegenden Befunde erscheint die frühzeitige Vermittlung von emotions-, verhaltensorientierter und kognitiver Strategien für Betroffene als relevant. Es bedarf Längsschnittstudien, um weitere einflussreiche Prädiktoren aufzudecken und um ein Verständnis für das vollständige Bild einer Remission bei Internetnutzungsstörungen zu erlangen.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: BMG (Förderkennzeichen: ZMVI1-2517DSM210)

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Rumpf, H.-J., Weber, L., Brandt, D., Bischof, A., Schmidt, H., & Bischof, G. (2023). Prädiktoren unbehandelter Remission bei Internetnutzungsstörungen im jugendlichen und jungen Erwachsenenalter. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1000